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ZETTELS KAMPF

Auf dem Gelände eines verfallenen Munitionsdepots bereitet eine junge Schauspieltruppe die Inszenierung von „Ein Sommernachtstraum“ vor. Aus dem Shakespeare’schen Spiel der Verwechslungen wird gegenwärtiger Ernst, und in der Premierennacht kommt es zum Eklat.

 

 

INHALT

Der Film beschäftigt sich inhaltlich mit jungen Menschen, die in sich die Identitätskrisenstimmung widerspiegeln, die sich gegenwärtig in der Zivilgesellschaft ausmachen läßt. Damit bringt er ein sehr aktuelles Thema aufs Tableau und versucht statt neonationalistischem Denken einen Ausweg anzubieten, der zum einen das Gemeinschaftliche betont und zum anderen verhärtete egozentrische Denkmuster mit ironischer Selbstreflexion konfrontiert. Weiterhin bereichert das Filmprojekt den Burgtheatersommer um einen neuen Baustein und baut die langjährige künstlerische Arbeit fernab der Großstadt aus. Damit erschließt sich auch ein neuer medialer Weg und so kann der Film als Pilotprojekt für neue Impulse am Standort Rosslau und darüber hinaus gesehen werden.

 

IDEE

Wir möchten mit diesem Film die verschiedenen Schichten von Realität in den illusionären Künsten Film und Theater ausloten. Der Ausgangspunkt ist das Shakespeare’sche Figurenpanoptikum. Hier schon sind die verschiedensten Metamorphosen und Wechselbäder der Gefühle angelegt. Die Figuren entdecken verborgene Triebe und Wünsche in den Tiefen ihres Seins und es bietet sich dem Zuschauer ein Kaleidoskop der Identitäten dar. In unserem Film wird sich dieses Spiel der Verwandlungen noch weiter auffächern.

Jeder ist Zettel

„Zettel“, jene ikonische Figur des Sommernachtstraums, der zum Esel verwandelt, mit der Elfenfürstin Titania eine Liebesnacht teilt, durchzieht die verschiedenen Ebenen des Films. Eine feste Besetzung dieser Figur gibt es nicht. Durch die wandernde  Eselsmaske inkarniert sich der ewig naive, ewig künstlerische Charakter in jedem der Akteure auf der Bildfläche. In dieser Verwandlung steckt die Möglichkeit sich vom kämpferischen Werben und Selbstbehaupten zu befreien und eine Brücke ins Komische zu spannen. Zettel zieht nach Don-Quixotischer Manier mit der Lanze der Narrheit gewappnet, in die Schlacht gegen den engstirnigen Narzissmus im eigenen Ich und erzählt eine wirklich alternative Geschichte im Gegensatz zu identitären und neo-faschistischen Weltbildern. Denn genau an dieser Stelle finden wir uns in einer „aus den Fugen geratenen Zeit“ (Shakespeare/Hamlet) um die digitalen Lagerfeuer herumsitzend, nach Sinn, Einheit und Wahrheit fragend und doch sprachlos vor dem Prisma der Deutungen wieder.

ORT

Drehort ist die obskure Kulisse eines alten Munitionsdepots, die angrenzenden Waldstücke und die darauf befindliche Offiziersvilla. Das ehemalige Gelände wurde 1934/35 von der Wehrmacht erbaut und nach dem 2. Weltkrieg durch die Sowjets übernommen. Nach dem Abzug der Roten Armee gingen die Gebäude teilweise in privaten Besitz über. Das Gelände umfasst Bunkeranlagen und Lagerhallen und eine Reihe von Villen, von denen uns eine als Drehort dienen wird. Das Haus ist mit seiner maroden Erscheinung wie geschaffen für die traumhaft verwunschene Atmosphäre, die den Hauptteil des Films prägen soll. Auch die Entdeckung der Anlage und ihrer dunklen Geschichte durch die Protagonisten, ist für die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität entscheidend. In einer der Lagerhallen soll die improvisierte Theaterbühne ihren Platz finden, durch deren kreative Ausstrahlung die Figuren im Film den Ort beleben wollen.

ENSEMBLE

Ein Grundpfeiler, auf den sich die Filmarbeiten stützen können, ist die Zusammenarbeit mit dem Sommertheater der Burg Rosslau. In der Spielzeit 2018 wird es eine Inszenierung von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ unter der Regie von Andrea Pinkowski geben, die 2017 bereits „Peer Gynt” inszenierte. Regisseur Fabian Prokein spielte selbst in den Inszenierungen von „Romeo und Julia“ (2016) und „Peer Gynt“ (2017) mit. Ihm steht damit ein wohlbekanntes, mit dem Stoff vertrautes Ensemble zur Verfügung und es können Teile der Inszenierung in den Film einfließen. Die acht Schauspieler haben ihre Mitarbeit zugesagt. Sie werden sich nach der letzten Vorstellung an die Filmarbeiten machen. Für die Produktion des Films konnte Benjamin Kolass, der seit 2005 den Burgtheatersommer leitet, gewonnen werden.

IMPROVISATION

Auf der Erfahrung der Theaterarbeit aufbauend, setzt der Film auf bestehende, langfristig angelegte Ensemblestrukturen und Synergien. Die Verfeinerung der Synopsis soll in intensiven Proben, auf Basis eines klar abgesteckten Handlungsverlaufs, gemeinsam mit den Schauspielern durch Improvisationen entwickelt werden. Der Film kann auch an dieser Stelle von der Theaterarbeit profitieren, da ein Merkmal der Herangehensweise von Andrea Pinkowski die Entwicklung der theatralen Atmosphären und Situationen durch Improvisation ist. Die Schauspieler begeben sich in dieser Weise in eine tiefgreifende Auseinandersetzung untereinander.

BILDER

Die filmischen Bilder von Landschaften und Ensembleszenen werden von klaren, tableauartigen Kompositionen geprägt sein. Dabei arbeiten wir mit natürlichem Licht, das sparsam durch eine zusätzliche Lichtsetzung intensiviert wird, immer jedoch unter der Prämisse, dass die vorhandenen Atmosphären des Drehortes aufgenommen und verstärkt werden. Die Beziehungen zwischen den Schauspielern sollen durch eine subjektive, intime Bildsprache erzählt werden: eine große Nähe zwischen Kamerablick und Schauspielern.

Dabei werden wir vor allem mit Handkamera arbeiten. Der Kamerablick greift Handlungen und Gesten des schauspielerischen Geschehens auf, und zieht den Zuschauer unmittelbar ins Geschehen hinein. Als Inspiration sei das amerikanische Independent-Kino von John Cassavetes genannt. Nach der Offenbarung des Filmsets soll eine eher dokumentarische Bildsprache zum Einsatz kommen. Arbeiten aus der Dogma 95 Bewegung, wie Thomas Vinterbergs „Das Fest“, dienen hier als visuelle Orientierung. Zudem erhebt sich die Kamera selbst zum teilnehmenden Element, das, nachdem es sich als Teil der filmischen Realitätsebene enttarnt hat, als selbständiges „Wesen” auftritt. So werden die verschiedenen Metaebenen des Films durch unterschiedliche bildästhetische Mittel abgegrenzt.

 

CREW

Fabian Prokein

REGIE, PRODUKTION, MONTAGE

Regisseur Fabian Prokein absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Schauspieler, (2010 – 2013), am Michael Tschechow Studio Berlin (MTSB). Nach einem Festengagement am Theater Vorpommern kehrte er nach Berlin zurück. Seitdem ist er vor allem als Filmemacher tätig, studiert an der Filmarche Regie, sowie an der Freien Universität, Filmwissenschaft und Philosophie. Er befasst sich mit Ensemblearbeiten in Theater und Film und erprobt neue Ansätze der gemeinschaftlichen Arbeit in diesen Kunstformen.

 

Jenny Fitz

KAMERA & PRODUKTION

Jenny Fitz studierte an der Neuen Schule für Fotografie, Berlin (2008 – 2011). Sie realisierte Langzeitprojekte in Berlin und Neuseeland, Ausstellungen, sowie filmische und fotografische Arbeiten in Zusammenarbeit mit dem MTSB und dem Burgtheatersommer Rosslau. Ihre Arbeiten hinterfragen Rollenspiele, Gewohnheiten und Haltungen in ihrem sozialen Umfeld und sind stark von Theater und Literatur beeinflusst. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.

 

 

 

Markus Braun

KAMERAASSISTENZ

aufgewachsen in England, Kenia und Südafrika. Er studierte von 2008-2011 Schauspiel am MTSB, Von 2012-2013 folgte ein Festengagement an der Landesbühne Sachsen-Anhalt. 2014 der Umzug nach Leipzig, wo er das Nain Theater Collaborativ gründete. Er ist Mitglied der Filmgruppe Kino Datsche e.V. mit der er jährlich das Kino Datsche Film Festival organisiert. 2015 nahm er an einem Film Kurs an der ISFF teil. Seit 2016 ist er wieder in Berlin und war bis 2017 Ensemblemitglied beim Monbijoutheater in Berlin. Seit Anfang 2018 ist er Mitglied beim Net Series Berlin.

Benjamin Kolass

PRODUKTION

Benjamin Kolass studierte Literatur und Geschichte in Berlin, und nahm am „Young Entrepreneurs Program” in der Schweiz und den Niederlanden teil. Seitdem ist er an der Schnittstelle zwischen Kultur, Öffentlichkeit und Geld, in Jugendinitiativen, Tagungen und Festivals tätig. Seit 2005 leitet er den Burgtheatersommer Rosslau, außerdem ist er tätig in der Öffentlichkeitsarbeit von NGOs, sowie als Autor und Herausgeber des Kulturmagazins „projekt.zeitung”.

Valentin Bartzsch

REGIEASSISTENZ & AUFNAHMELEITUNG

Valentin Bartzsch leitete im Rahmen seines Zivildienstes in São Paulo ein Wohnheim für Menschen mit Behinderungen. Nach einem Studium der Politikwissenschaften schloss er 2014 die Ausbildung am MTSB ab. Anschließend arbeitete er drei Jahre als Schauspieler am Theater Ansbach. Mit Fabian Prokein verbindet ihn eine lange Freundschaft und wiederkehrende künstlerische Zusammenarbeit, zuletzt als Schauspieler in Prokeins Film „requiescat in pace”. Als Aufnahmeleiter und Regieassistent wird er seine organisatorischen Fähigkeiten einbringen.

PARTNER

theaterBurg Rosslau e.V.

PRODUKTIONSTRÄGER

Der Produktionsträger theaterBurg Rosslau e.V. veranstaltet in diesem Jahr seine 21. Spielzeit. Sein Anliegen ist es, alljährlich den Austausch zwischen den angereisten Künstlern und der ansässigen Bevölkerung zu fördern. Der Burgtheatersommer ist damit ein Begegnungsfeld für verschiedene soziale Milieus und mehrere Generationen und kann in Rosslau mittlerweile auf ein Stammpublikum zählen. In diesem Jahr soll die Theaterarbeit mit dem Filmprojekt um einen weiteren Baustein bereichert werden. www.theaterburg-rosslau.de

Michael Tschechow Studio Berlin

PARTNER

Das Michael Tschechow Studio Berlin ist eine Schauspielschule in Berlin-Kreuzberg. 1984 von Jobst Langhans gegründet, ist es ein wesentlicher Anspruch des Tschechow Studios, selbstbestimmte künstlerische Persönlichkeiten hervorzubringen. Dabei steht methodisch die Lehre Michael Tschechows im Zentrum. Das Tschechow Studio ist auch für das vorliegende Projekt Keimzelle und Knotenpunkt, in dem alle Schauspieler unseres Casts ihre Ausbildung dort durchlaufen haben und auch der Theatersommer Rosslau eng mit dem Tschechow-Netzwerk verknüpft ist. www.mtsb.de

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